Ein Rauschen
ein Knacken
ein Wispern
ein Tappen
ein Atmen
ein Rascheln
ein Knurren
ein Schreien
ein Fallen
ein dunkles Lachen.
Die Dunkelheit überrollt die Stadt, nur das
Leuchten aus Fratzen, geschnitzt in Kürbisse. Man könnte denken: Halloween,
die Kinder gehen raus auf die Straßen, von Tür zu Tür. Lachend, freudig,
glücklich über ihre Beute. Doch nicht in dieser Stadt. Hier werden die Fenster geschlossen, Türen verriegelt und die Familie in einem Raum versammelt.
Denn es ist Halloween.
Sobald die Sonne untergegangen ist um dem Mond Platz
zu machen, damit er seine kalten Strahlen wie Finger über die Stadt halten kann,
werden im Haus die Kerzen angezündet, der Kamin angefeuert und Decken bereit
gelegt.
Meira, ein elfjähriges Mädchen, zog ihre Beine an.
Sie war alleine zu Hause, denn ihre Eltern waren schon seit einer Woche auf Reisen. Unterwegs mit
ihrem kranken Bruder, um genau zu sein. Sie lebte in einer armen Familie und so
konnten es sich Meira‘s Eltern nicht leisten, sie auch noch mit zu nehmen.
Die kleine Brünette saß im Wohnzimmer, genau
genommen dem Gemeinschaftsraum. Es gab in dem Haus nämlich nur drei Zimmer.
Schlafzimmer, Kinderzimmer für Meira und ihren Bruder und das Wohnzimmer. Eine
Decke um ihre Schultern, saß sie vor einer Kerze und beobachtete die Flamme.
Eigentlich hatten ihre Eltern es ihr verboten
Kerzen anzuzünden. Aber das Mädchen wollte nicht alleine im Dunkeln sitzen. Da
war alleine im Kerzenschein schon besser.
Die Zeit verging, Stunde um Stunde rückte
Mitternacht näher.
Meira kannte die Geschichten um ihre Stadt, was um
Mitternacht an Halloween passierte.
Sie hatte vorgesorgt und alle Fenster und Türen
geschlossen, doch durch so manche Ritze wehte ein eiskalter Wind. Fröstelnd zog
sie sich die Decke enger um ihren dünnen Körper. Ihre Gedanken waren leer und sie konzentrierte
sich voll und ganz auf die Flamme der Kerze, die etwas Ruhiges ausstrahlte, ab und zu flackerte und ein wenig Wärme verteilte.
Der Kirchengong schreckte Meira auf. Sie lag neben
der Kerze, welche schon halb heruntergebrannt war und wusste erst gar nicht wo
sie war. Das Mädchen war eingeschlafen und nun wurde sie vom Kirchenläuten zu
Mitternacht geweckt.
Mitternacht. Eine Gänsehaut jagte über Meira’s Körper.
Ein kalter Schauer schlich sich ihren Rücken hinauf und lies sie frösteln.
Hatte sie alle Türen verschlossen? Plötzlich war
sich Meira nicht mehr sicher. Aber sie war zu ängstlich um aufzustehen und nachzusehen.
Waren da Schritte? War da jemand in dem Haus? Meira hielt den Atem an und
lauschte. Als sie nichts hören konnte, atmete sie aus. Angst konnte einen viele
Dinge hören lassen, die überhaupt nicht stimmten.
Ein Nachteil am Kerzenschein war, dass man nur
einen bestimmten kleinen Radius erhellte und so den Rest kaum sah. Meira
zitterte ein wenig vor Angst, bildete sich ein zu hören, wie die Tür hinter ihr
geöffnet wurde. Oder war es gar keine Einbildung? Langsam drehte sie ihren
kleinen Kopf und zitterte. Die Tür hinter
ihr war offen. Zwar nur einen Spalt von vielleicht zwanzig Zentimetern,
aber sie war offen. Meira war sich sicher diese Tür geschlossen zu haben. Ihr
Körper bebte und die Angst raubte ihr den Atem. Hektisch blickte sie sich um,
doch konnte nichts erkennen. Eine Träne entschlich sich unbewusst aus ihrem
Augenwinkel, die Arme umklammerten die Beine. Meira hörte nichts außer ihren
eigenen Herzschlag und ihrem Atem. Doch dann - ein Knarzen, genau hinter ihr.
Mit einem Schrei sprang Meira auf, stieß dabei aus Versehen die Kerze um, die erlosch
und das Zimmer in pure Schwärze tauchte. Sie sah nichts. Ihr Herz pochte einen
Marathon und ihre Beine schafften es nur knapp sie aufrecht zu halten. Die
Decke um ihren Körper gewickelt flüsterte Meira: „Ha-hallo?“. Ein Schaben
antwortete ihr. Ein Atmen, kurz vor ihr. Dann plötzlich erschien eine Flamme.
Ein Streichholz wurde angezündet. Die Kerze aufgestellt und wieder entflammt. Im
Schein der Kerze erkannte Meira ihren Vater, der am Boden kniete und die Kerze
daran hinderte zu erlöschen. Meiras Mutter erschien von links und nahm sie in
die Arme. Was für ein Schrecken, alles unnötig. Meira gab sich hin und weinte.
Es war nichts passiert, die Stadt hatte sie verschont. Sie war nun in
Sicherheit.
Happy Halloween meine Lieben! :)
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